Der Orkling (German Edition) by Hohlbein Wolfgang

Der Orkling (German Edition) by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838750149
veröffentlicht: 2013-10-10T22:00:00+00:00


Von einem Sekundenbruchteil auf den anderen wurde es dunkel; so schnell und so absolut, wie Groxmox es noch nie zuvor erlebt hatte.

Samuel stieß einen erschrockenen Schrei aus, während der Ork zur Reglosigkeit erstarrte; abgesehen von seiner rechten Hand, die mit einem hörbaren Klatschen auf dem Schwertgriff landete. In der vollkommenen Stille, die zusammen mit der Dunkelheit Einzug gehalten hatte, wirkte der Laut wie ein Peitschenschlag, hart und lang nachhallend und unhörbare Echos in der Dunkelheit weckend, die von bevorstehendem Unheil kündeten. All seine Sinne waren von einem Sekundenbruchteil auf den anderen zum Zerreißen angespannt.

Nur gab es nicht viel, worauf er sie richten konnte.

Es war, als wäre er tot. Er hörte nichts, sah nichts, roch nichts, fühlte nichts. Abgeschnitten von allen Sinneseindrücken und gefangen in einem Verlies aus vollkommenem Nichts fragte er sich ernsthaft, ob er tot war, und das hier nun wirklich die Hölle, schlimmer als jedwede nur vorstellbare Qual.

Oder vielleicht auch nicht, denn in diesem Moment wurde eine ihm wohlbekannte, nörgelnde Stimme neben ihm laut: »Was ist denn jetzt wieder los?«

Er hatte sich getäuscht. Schlimmer als unvorstellbar konnte es immer werden.

Und das wurde es …

Groxmox setzte zu einer patzigen Bemerkung an, mit der er den vorlauten Knirps zuverlässig zum Schweigen bringen würde und spürte selbst, wie das vorfreudige Grinsen auf seinen Zügen gefror.

Oder um genauer zu sein, erst gar nicht darauf erschien.

Er konnte nicht grinsen, so wenig, wie er etwas sagen konnte, oder sich rühren, oder auch nur atmen. Jegliche Kontrolle über seinen Körper ging ihm verloren, dann auch jegliches Gefühl, und ihm war, als löse er sich einfach auf, bis da nur noch seine Gedanken waren, und dann nicht einmal mehr die, sondern nur noch das reine Empfinden, zu sein.

Dann begann sich auch das aufzulösen, als triebe sein Ich in einem Ozean aus Säure, der aus allen Richtungen an ihm nagte und fraß.

Und dann war es vorbei, von einem nicht erfolgten Lidschlag auf den nächsten. Es blieb so dunkel, wie es gewesen war, aber die Wirklichkeit war wieder da. Sein Herz raste, er atmete so tief und heftig ein, dass die Luft wie ein Messer in seine Kehle schnitt, und seine Hand schloss sich mit solcher Urgewalt um den Schwertgriff, dass das Metall selbst ächzte.

Die neu gewonnene Körperlichkeit traf ihn mit solcher Wucht, dass er taumelte und gegen etwas Kleines und sehr Leichtes prallte, das mit einem erschrockenen Piepsen davonflog. Statt sich jedoch zu beschweren, rappelte sich Samuel nur umständlich und in etlichen Schritten Entfernung wieder auf und fragte: »Sind wir … tot?«

Über diese Frage sollte er eigentlich lachen, zumal Samuel sie nicht das erste Mal stellte, doch sie jagte ihm im Gegenteil einen eisigen Schauer über den Rücken.

»Keine Ahnung«, gestand er und fügte zu seiner eigenen Überraschung hinzu: »Hast du dir wehgetan?«

Ganz offensichtlich erstaunte die Frage den Halbling mindestens so sehr wie ihn selbst, denn es verging eine geraume Weile, bis der Kleine überhaupt antwortete. Aber dann tat er es auf eine Art, die seine eigene Frage von gerade im Grunde schon beantwortete. »Nein«, sagte er. »Das hast du schon getan.



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